Ich weiß nicht, ob man sie Geschichten nennen kann, Story, Erzählung – die Streiflichter beschreiben eher Ideen anhand eigenartiger Szenen und Begebenheiten. Da ist das Streiflicht von der plötzlich eingegangenen Pflanze, völlig unspektakulär, ohne Handlungsbogen und Plot – da starrt ein Forscher auf eine Petrischale und ahnt, was er da geschaffen hat, und obwohl er es nicht beweisen kann, weiß er es einfach – da ist der Junge, der mit einer Gruppe Freunde durch den Wald fährt und sich von einer unscheinbaren Stelle im Wald magisch abgestoßen fühlt, weil er dort ein unbestimmtes Grauen vermutet – und was ist mit dem Mann, der in der Bahnhofshalle steht und erlebt, wie um ihn herum Menschen kommen und verschwinden?

Als erstes Streiflicht habe ich bereits Mein Grabstein hier im Blog veröffentlicht und damit einen Text, der auch noch als Geschichte durchgeht. Auch bei Der Hund ist das so, den ich heute beendet habe und den ich eigentlich für die Streiflichter vorgesehen habe – nun ist es wirklich eine Story geworden mit Anfang, Mittelteil und Schluss, wenn auch einem reichlich rätselhaften. Ich überlege noch.

Streiflichter geht mir als Titel für eine Kurzgeschichtensammlung mindestens 25 Jahre lang im Kopf herum. Schon damals wollte ich Geschichten sammeln, die sich mit den Ereignissen befassen, die man seltsam, unerklärlich, kurios nennen könnte. Die uns in das aufscheinende Licht einer Parallelwelt, einer Zwischenwelt, einer Jenseitswelt blicken lässt und uns fragt: Ist das, was wir in unserer Welt sehen und glauben und meinen zu wissen, wirklich die ganze Wahrheit? 

Anstatt mit Kurzgeschichten Antworten darauf zu geben, möchte ich mit den Streiflichtern experimentieren und auf die Sinne anspielen, die jedem von uns hin und wieder Dinge denken, glauben und fühlen lassen, die wir als Einbildung, Überreizung und „dumme Idee“ abtun.

Mal glauben wir, eine Präsenz zu fühlen, mal bemerken wir, dass wir beobachtet werden, drehen uns um und erkennen jemanden, der uns wirklich ansieht – Eingebung? 6. Sinn?

Mit den Streiflichtern möchte ich also keine Geschichten im herkömmlichen Sinn erzählen, sondern mit den Nerven, Sinnen und Wahrnehmungen spielen. 

Deshalb nenne ich die Streiflichter selbst Nachrichten von nebenan, dazwischen und jenseits.: Ein Aufblitzen anderer möglicher Welten oder das Aufscheinen unserer Welt, die normalerweise außerhalb unserer Wahrnehmung liegen nach dem Motto „Ist alles, was wir sehen, wirklich alles, was wirklich ist?“

Ist es?