Monat: Juni 2019

Es ist etwas passiert mit dem Bildungsbürger: War er aus Gewohnheit einer oftmals selbst erklärten Filterblase geistiger Elite nicht gebildet genug und von ihr mit dem abwertenden Prädikat des Bildungsbürgers verunglimpft, ist er seit geraumer Zeit auch jenen zu dumm, die es nicht einmal ansatzweise in ihren Bildungsstand schaffen. Besitzt der Bildungsbürger für die Hochgeistigkeit einfach nicht Bildung genug, besitzt er für die Ungebildeten einfach zu viel an Nutzlosem – was ihn letztlich überflüssig machen soll, da Bildung weder nötig, noch erstrebenswert, noch respektabel ist. Ein Vorwand, der den eigenen Mängel an Wissen und Bildung kaschieren soll.

Der Bildungsbürger als solcher ist bereits schon soweit, dass er sich selbst nicht mehr als solcher bezeichnen würde, weil er das Dauerfeuer von zwei Seiten nicht mehr abwehren kann oder will. Er muss sich nicht nur ständig Kommentare und Fragen nach seinem Stand, seiner Bedeutung und seiner nicht vorhanden Wichtigkeit gefallen lassen, er fragt sich mittlerweile selbst: Schadet diese Bildung eigentlich, und wäre ich nicht besser dran, wenn

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Kalender zu führen ist ja so einfach. Immerhin hat jedes Smartphone die passende App gleich als Standard installiert. Dem heutigen Menschen ist offenbar in die technische DNS geprägt, als Basisdisziplin des Lebens alle Termine verfügbar und – wohl noch wichtiger – jederzeit eintragen und verschieben zu können.Mir ist das zu beiläufig. Wie geschnappter Atem werden da Wochen zerhackt und Wochenenden verplant, einfach weil es so einfach eingetragen ist. Es ging nicht um Lust und Vergnügen an der Sache, sondern lediglich um den nächsten freien Termin; und mein Privatleben bestand fortan nicht mehr aus Verabredungen und Vorhaben, sondern nur noch aus Time Slots und Einträgen – und ich sah mich oft mit Dingen konfrontiert, die ich letztlich gar nicht wollte. Weil ich keine Zeit hatte, sie zu bedenken, bevor ich angesichts der Einfachheit des Eintragens meine Lebenszeit verschleuderte. Denn was in all den Kalenderapps immer fehlte, war das, was keine App mir geben kann: Die Zeit für mich – es sei denn,

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